Maria und Johannes einer Kreuzigungsgruppe

Geldern oder Niederrhein
zwischen 1515 und 1530

Obstbaumholz, Reste alter Fassung
Höhe 21,8 cm und 21,7 cm

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Die Figürchen einer trauernden Maria und eines trauernden Johannes flankierten ursprünglich einen nicht mehr erhaltenen gekreuzigten Christus. Es fehlt auch der im geldrisch-niederrheinischen Raum öfters anzutreffende Landschaftssockel mit Schädeln und Knochen als Anspielung auf den Hinrichtungsort Christi, die Schädelstätte, Golgatha, in den die Figuren wohl integriert waren.

Die Gruppe ist für einen Altar gemacht; doch kaum für den „öffentlichen Raum“ einer Kirche, eher für eine Kapelle oder einen privaten Hausaltar. Das legt das kleine Format nahe, aber auch die demonstrative Allansichtigkeit, die virtuose Ausführung, die emotionale Geladenheit der Figuren, die durch die bewegten Gewänder und Körper vermittelt wird, schließlich der kurios geformte Johannes, der vom Kreuz nach rechts wegschreitet, zugleich den Kopf aber gegen die Laufrichtung zurückwendet. Das alles soll zu genauer Betrachtung anregen und auf diesem Weg zu intensiver Andacht führen. Aber offenkundig haben die Statuetten mehr als nur religiösen Anspruch. Sie sollten auch durch ihren kunstreichen Charakter beeindrucken. Dass sie aus dichtem und daher fein zu bearbeitendem Obstbaumholz bestehen, nährt diesen Gedanken.

Die Besonderheit des Materials und die Raffinesse der Ausführung lassen außerdem vermuten, dass die Stücke ehedem holzsichtig waren. Allerdings beweist die strapazierte Oberfläche, dass die Figuren mit Lauge behandelt wurden, ein Vorgehen, das gemeinhin zur Anwendung kommt, wenn Bemalungen beseitigt werden. Und tatsächlich gibt es noch geringe Spuren alter Fassung. Doch wissen wir nicht, ob es sich dabei um Reste der originalen oder einer späterer Bemalung, um eine Voll- oder Teilfassung gehandelt hat.