Meleager und Atalante
Ferdinand Tietz

Schloss Seehof bei Bamberg
um 1750

Laubholz, originale Bemalung
Höhe 19,8 cm

Teilen

Teilen

Mit der Gruppe „Meleager und Atalante“ bezog sich Ferdinand Tietz auf einen antiken Mythos, der von einem Eber erzählt, der das Land des Königs Oineus verwüstet. Berühmte Helden und Jäger, darunter auch die Jägerin Atalante, begleiten den Königssohn Meleager auf der Jagd. Meleager gelingt es, den Eber zu töten, nachdem Atalante ihn als Erste verletzt. Der Königssohn gibt der Jägerin den Eberkopf als Trophäe. Darüber entsteht ein Streit, während dessen Meleager zwei Onkel tötet. Seine Mutter, darüber entsetzt, wirft ein magisches Holzscheit ins Feuer, an das Meleagers Leben gebunden ist: Er stirbt auf der Stelle. Tietz gestaltet den Höhepunkt der Erzählung, in dem der verliebte Meleager Atalante den Kopf überreicht.

Tietz, zwischen 1748 und 1753 und ein zweites Mal ab 1760 Hofbildhauer des Fürstbistums von Würzburg und Bamberg, schuf insgesamt rund 400 Figuren zur Ausstattung des Parks von Schloss Seehof bei Bamberg. Die Skulptur „Meleager und Atalante“ gehört im Liebieghaus zu einer Gruppe von fünf Bozzetti, das heißt kleinplastischen Entwürfen, mit denen er vermutlich die Gartenskulpturen für Seehof vorbereitete. Die Spuren der Schnitzwerkzeuge sind noch deutlich zu sehen; ihre skizzenhafte Oberflächengestaltung spricht deutlich für ihre Funktion als Entwürfe. Selten sind Bozzetti, wie die im Liebieghaus bewahrten, bemalt.

Möglicherweise sollten sie dem Auftraggeber eine Vorstellung der farbigen Gestaltung der vorzubereitenden Großplastik vermitteln. Es könnte auch vorgesehen gewesen sein, dass sie im Anschluss an ihre Funktion als Entwurf nun als Kleinplastik in einer Kunstkammer dienen sollten und deswegen eine nachträgliche Bemalung erhielten.