Kreuzigungsaltar aus Rimini
Meister des Rimini-Altars

Südniederlande oder Nordfrankreich
um 1430

Alabaster, geringe Reste alter Fassung
Höhe 350 cm (Altardisplay)

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Mit dem sogenannten Rimini-Altar gelang 1913 ein spektakulärer Ankauf für das Liebieghaus. Spektakulär nicht nur wegen der hohen künstlerischen Qualität, sondern auch weil es sich um eines der umfangreichsten und am besten erhaltenen spätmittelalterlichen Figurenensembles aus Alabaster handelt, jenem festen, doch relativ leicht zu bearbeitenden meist weißlichen Gips. Die Mitte des Ensembles bildet eine aus mehreren Blöcken gearbeitete figurenreiche Kreuzigung Christi. Flankiert wird die Szene von jeweils sechs Aposteln.

Die allesamt vollrund bearbeiteten und ehemals teils farbigen Bildwerke stammen von einem Altar der Kirche Santa Maria delle Grazie in Rimini. Doch entstanden sie nicht in Italien, sondern in einer auf Alabaster spezialisierten und exportorientierten Werkstatt in den Südniederlanden (Brügge?).

Die um 1430 entstandenen stark idealisierten Bildwerke folgen noch weitgehend den Charakteristika des sogenannten Schönen oder Weichen Stils, aufgrund seiner europaweiten Verbreitung auch Internationaler Stil genannt. Ohne diesen allgemeinen Stilkonsens wäre die damals überall zu notierende Verbreitung von Kunstwerken kaum im bekannten Maße denkbar gewesen. Der Rimini-Meister und seine Werkstatt vertreten diesen Stil auf allerhöchstem handwerklichen und künstlerischem Niveau. Von der neuen Kunst eines Meisters von Flémalle oder Jan van Eyck ist dabei noch kaum etwas zu spüren. Einzelne scheinbar realistische Motive basieren nicht wie bei dieser zeitgleich tätigen Malergeneration der sogenannten Ars nova auf einem gesteigerten Interesse an der Beobachtung von Natur und deren exakter Wiedergabe, sondern viel mehr auf plakativer Übersteigerung und forcierter Expressivität. Darin folgen die Figuren noch Bestrebungen der Zeit um 1400. Motivisch wird aber vereinzelt dennoch erkennbar, dass die Kunst der Ars nova wahrgenommen wurde.

Der Rimini-Altar wurde in einem mehrjährigen Projekt aufwendig restauriert. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel „Die Restaurierung des Kreuzigungsaltars aus Rimini“ von Harald Theiss. Nach umfangreicher Restaurierung ist er wieder im Liebieghaus zu sehen. Das Restaurierungsprojekt wurde gefördert durch die Ernst von Siemens Kunststiftung im Rahmen der Initiative „Kunst auf Lager“.