Büste der Susette Gontard
Landolin Ohmacht

Frankfurt am Main
um 1795

Alabaster
Höhe 21 cm

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Siebzehnjährig heiratete Susette Gontard (1769–1802) den Frankfurter Tuchhändler Jakob Friedrich Gontard. Ihr Bild ist bekannt durch vier Büsten, die der Bildhauer Landolin Ohmacht schuf. Ohmacht, heute vor allem wegen seiner kleinformatigen Büsten geschätzt, porträtierte Angelika Kauffmann und Friedrich Gottfried Klopstock; in Frankfurt außer Susette Gontard den Anatomen Samuel Thomas Sömmering und seine Frau Margarethe Elisabeth Grunelius, den Bankier Johann Jakob Willemer oder auch Mitglieder der Familie Bethmann-Hollweg.

Die nun im Liebieghaus gezeigte Büste wurde dem Museum von Nachkommen der Familie Gontard überlassen. Die kleine Skulptur erinnert durch die Glätte der Modellierung, die ebenmäßigen Gesichtszüge, die zu einem Knoten zusammengeführten Haare, das antikisierende, mit Akanthusmotiven verzierte Gewand, die ruhige Haltung und auch durch den weißen Alabaster an antike Göttinnenbildnisse.

Das Porträt ist Teil deutscher Kulturgeschichte, da es mit Susette Gontard die Frau vor Augen führt, der Friedrich Hölderlin (1770–1843) mit der Figur der „Diotima“ in seinem Briefroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“ ein Denkmal setzte. Beide hatten sich ineinander verliebt, als Hölderlin von 1795 bis 1798 im Haus Gontard als Hauslehrer für den Sohn Henry angestellt war. In einem Brief schrieb Hölderlin: „Majestät und Zärtlichkeit, und Fröhlichkeit und Ernst, und süßes Spiel und hohe Trauer und Leben und Geist, alles ist in und an ihr zu Einem göttlichen ganzen vereint.“ Ob diese Beschreibung ihres „Madonnenkopfes“ und des „zarten geistigen himmlischreizenden Gesichts“, so der Dichter im selben Brief, von einem der Bildnisse Ohmachts angeregt wurde, ist unbekannt.