Skulpturen von August Gaul
Die Liebieghaus Skulpturensammlung präsentiert eine umfassende Sonderausstellung zu August Gaul (1869–1921), einem der ersten modernen Bildhauer Deutschlands. Rund hundert Tierplastiken aus Bronze, Keramik und Marmor treten hier in Dialog mit Skulpturen aus drei Jahrtausenden.
Mit August Gaul beginnt in Deutschland die moderne Bildhauerei. Seine Tierdarstellungen befreien die Motive von jahrhundertelanger Symbolik und entwickeln eine neue, eigenständige Formensprache, die das 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt hat. Neben imposanten, lebensgroßen Skulpturen von Löwen und Menschenaffen richtet Gaul seinen Blick auf Tiere, die zuvor kaum Beachtung in der Kunst fanden, wie Esel, Gänse oder Enten.
Die Ausstellung zeigt Gauls Werk im Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft und beleuchtet gesellschaftlich relevante Fragen seiner Zeit. Das Thema „Nähe zwischen Mensch und Tier“ zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Rundgang.
Ein besonderer Höhepunkt: der überlebensgroße Adler im Museumsgarten, ursprünglich für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal in Berlin geschaffen. Anders als herkömmliche heroische Darstellungen ist der Vogel hier im Landeanflug auf sein Nest zu sehen. Ein eindrucksvolles Beispiel für Gauls Ansatz, das natürliche Verhalten der Tiere über politische Symbolik zu stellen. Seine Arbeit orientiert sich an zeitgenössischen naturwissenschaftlichen und tierpsychologischen Forschungen, unter anderem von Charles Darwin.
Erstmals zeigt die Ausstellung die bedeutende Frankfurter Privatsammlung von Carlo Giersch nahezu vollständig, ergänzt durch Leihgaben aus Berlin, Hamburg, Hanau und Leipzig. Fast alle Bereiche des Liebieghauses werden einbezogen, sodass Gauls Werk in einen spannenden, facettenreichen Dialog mit der Sammlung tritt.
Kurator: Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann (Sammlungsleiter der Abteilung Antike und Asien, Liebieghaus Skulpturensammlung)
Projektleitung: Jakob Salzmann (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung Antike und Asien, Liebieghaus Skulpturensammlung)
„Gauls Skulpturen verbinden Zärtlichkeit mit strenger Klarheit. Zum ersten Mal in der europäischen Kunstgeschichte zeigt er das Tier als eigenständiges Individuum.“
„Als Ort lebendiger Skulpturbetrachtung macht das Liebieghaus erfahrbar, wie die moderne Bildsprache August Gauls mit der langen Geschichte der Bildhauerei zusammenwirkt.“
August Gaul (1869–1921), Trompetender Elefant, 1904/1905
Trompetender Elefant, 1904/1905
Bronze, 40,5 x 47 x 20 cm
Städtische Museen Hanau, Uwe Dettmar
Porträt des Kaisers Marc Aurel, Römische Werkstatt nach 169 n. Chr.
Porträt des Kaisers Marc Aurel
Römische Werkstatt nach 169 n. Chr.
Marmor, Höhe 47 cm
Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main
Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.
August Gaul (1869–1921), Orang-Utan Kopf ‚Jumbo’, 1895
Orang-Utan Kopf ‚Jumbo’, 1895
Bronze, 53,7 x 35,5 x 31 cm
Museum der bildenden Künste Leipzig
August Gaul (1869–1921), Zwei sitzende junge Bären, 1903/1904
Zwei sitzende junge Bären, 1903/1904
Bronze, 53 x 85 x 43 cm
Städtische Museen Hanau, Uwe Dettmar
August Gaul (1869–1921), Großer laufender Orang-Utan, 1896
Großer laufender Orang-Utan, 1896
Bronze, 143 x 99 x 128 cm
Museum der bildenden Künste Leipzig
Statue der Göttin Sachmet, Ägypten, Neues Reich 18. Dynastie, um 1375 v. Chr.
Statue der Göttin Sachmet
Ägypten, Neues Reich 18. Dynastie, um 1375 v. Chr.
Granit, Höhe 112 cm
Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main
August Gaul (1869–1921), Stehende Löwin, 1899–1900
Stehende Löwin, 1899–1900
Bronze, 115 x 195 x 50 cm
Städtische Museen Hanau, Uwe Dettmar
August Gaul (1869–1921), Fischotter mit Fisch, 1902
Fischotter mit Fisch, 1902
Bronze, Gold, 22 x 9 x 12 cm
Frankfurt, Sammlung Giersch, Foto: Uwe Dettmar
Entdecken Sie mit dem Audioguide die Tierskulpturen von August Gaul: Löwen, Adler, Otter, Bären und viele andere Tiere zeigt Gaul nicht als dekoratives Beiwerk, sondern als Individuen voller Ausdruck, Kraft und Emotion. Die Gegenüberstellung mit Skulpturen aus 3.000 Jahren Kulturgeschichte macht sichtbar, wie sich das Verhältnis von Mensch und Tier über die Jahrtausende verändert. Der Audioguide ist in deutscher Sprache verfügbar, umfasst 14 Stationen und hat eine Dauer von circa 30 Minuten.
Gefördert durch: Stiftung Giersch, Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH, Städelscher Museums-Verein e.V., Frankfurter Volksbank Rhein/Main, Kristine & Matthias Meckert
Medienpartner: hr2-kultur